Abstandhalter
Als ich neulich in der Gastlerei in Ravensburg war, entdeckte ich ein typisch schwäbisches Gericht auf der Karte. Gaisburger Marsch! Ich war kurz davor es zu bestellen, doch an diesem Tag gab es frischen Bodensee Zander auf der Tageskarte. Ich komme ja wieder, habe ich mir gedacht. Als ich das Kochbuch Natürlich Schwäbisch von Andreas Wildmann durchstöberte, da traf ich wieder auf den klassischen Eintopf. Zeit also Gaisburger Marsch selber zuzubereiten. Gesagt, getan!
Woher stammt der Name Gaisburger Marsch?
Du Ursprung dieses Gericht ist nicht eindeutig geklärt. Sicher ist jedoch, dass es nach dem Stuttgarter Stadtteil Gaisburg benannt wurde. Doch wie es dazu genau kam, dazu existieren zwei Geschichten. Die erste besagt, dass früher im Stadtteil Gaisburg das Wirtshaus „Bäcka-Schmiede” lag und dieses das bevorzugte Lokal vieler Offiziersanwärter war. Besonders beliebt war die kräftige Brühe mit Rindfleisch, Spätzle und Kartoffeln. Um in den Genuss zu kommen, marschierten die Offiziersanwärter gemeinsam zum Essen ins Wirtshaus. Und diesem Fußweg verdankt das Gericht den Namen Gaisburger Marsch.
Die zweite Geschichte erzählt davon, dass die Gaisburger Männer in einem Krieg in Gefangenschaft gerieten. Deren Ehefrauen wurde es gestattet, einmal am Tag eine Schüssel mit Essen zu bringen. Die Frauen kochten also einen Eintopf, der alles enthielt, was nahrhaft war und gut schmeckte und marschierten damit tagtäglich zu ihren hungrigen Männern. Da es aber weder den passenden Krieg, noch ein besagtes Gefangenenlager in Gaisburg gab, tendiere ich zur ersten Version.
Wie auch immer, nahrhaft und reichhaltig ist der Gaisburger Marsch definitiv und vermutlich leckerer als Knastessen. Hier hab ich jedoch keinen Vergleich. Gaisburger Marsch habe ich noch nicht gegessen. Haha, kleiner Scherz! Ich habe natürlich Gaisburger Marsch im Knast gegessen. Ich war jung und brauchte das Geld! Aber zurück zur Nahrhaftigkeit. Lowcarb Jünger werden hierbei wahrscheinlich Schnappatmung bekommen. Sind doch sowohl Kartoffeln und Spätzle in diesem Eintopf enthalten. Weitere Zutaten wie Fleisch, gebratene Zwiebeln oder Schnittlauch sind eine Glaubens- und vor allem eine Geschmacksfrage. Rezepte gibt es wahrscheinlich so viele Rezepte, wie es Köche gibt. Ich habe mich an das Rezepte aus dem besagten Kochbuch gehalten und so wurde der Marsch auch in der Gastlerei serviert.
Pi mal Daumen oder frei Schnauze…
Aber im Grunde genommen braucht es für dieses Gericht kein Rezept. Koche eine anständige Rinderbrühe und als Nebenprodukt erhältst du gekochtes Rindfleisch. Ferner brauchst du Spätzle und Kartoffeln, die du schälst, in mundgerechte Würfel schneidest und weichkochst. Dasselbe gilt für Einlagen wie Karotten etc. Wichtig ist nur, dass alle Zutaten separat gegart werden, weil die Brühe sonst nicht mehr klar ist. Während die Einlagen vor sich hinköcheln, hast ausreichend Zeit, sich den Zwiebeln zu widmen.
Wenn Du alles beisammen hast, gibst du Kartoffeln, Spätzle, Gemüse und Fleisch in einen tiefen Teller, gießt heiße Brühe drüber und vollendest das Ganze mit Zwiebeln und Schnittlauch.
Die genauen Mengen sind nirgends festgeschrieben. Pi mal Daumen befinden sich ungefähr soviel Spätzle wie Kartoffeln im Eintopf und Beschwerden über Zuviel Fleisch wird es vermutlich auch nicht geben. Falls du die Einlage in der Brühe suchen musst, ist definitiv zu wenig drin. Es soll aber schon noch eine Suppe sein und kein Eintopf, in dem du den Löffel stecken kannst.
Aber trotzdem verrate ich dir nun das genaue Rezept mit den Mengenangaben für Gaisburger Marsch.
Magst du eigentliche Eintöpfe gerne? Dann schau dir auch mal mein Wirsing-Eintopf oder meine Graupensuppe an. Mehr zum Kochbuch natürlich Schwäbisch findest du hier auf meinem Blog.
Und da du nun so tapfer bis hierher alles gelesen hast, verrate ich dir etwas. Ich war natürlich noch nicht im Gefängnis. Außer beim Monopoly! Aber da gab es nie was zu Essen. Ich musste mich auch immer direkt dorthin begeben und durfte nicht über Los gehen. 4000 DM gab es auch nicht. Das Leben ist hart und unerbittlich.
Einfach und leicht ist dagegen dieses Rezept:
Abstandhalter
Zutaten
Zubereitung