Redefine Meat

Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal von dem Unternehmen Redefine Meat gehört. Ein Food-Start-up, das gehörig für Aufsehen gesorgt hat. Das Unternehmen aus Israel produziert pflanzliche Fleischalternativen aus dem 3D Drucker. Klingt spooky und hat mich selbstverständlich neugierig gemacht. Mittlerweile gibt es sogar Restaurants, die Redefine Meat Produkte auf ihrer Karte haben. Muss scheinbar irgendwas dran sein. Ich mir ein Redefine Meat Beef Flank besorgt und starte den Selbstversuch.

Dabei möchte ich aber ganz klar sagen, es geht hier rein um den Geschmack, den Geruch, die Haptik, die Sensorik und Nährwerte im Vergleich zum richtigen Flank-Steak. Das Thema Sinnhaftigkeit klammere ich ganz bewusst aus. Darüber kann und soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Redefine Meat Beef Flank

Beim Schreiben dieses Beitrags merke ich bereits, wie schwer es mir fällt das Wort “Fleisch” zu benutzen und setze es von nun an in Anführungsstriche. Aber woraus besteht dieses Steak denn eigentlich genau? Ein Blick auf die Zutatenliste verrät: Wasser, Pflanzliches Eiweiß (Weizeneiweiß, Sojaeiweiß, Kartoffeleiweiß), Pflanzliche Öle (Rapsöl, Sonnenblumenöl), Maisstärke, Weizenstärke, Weizenmehl Kakaobutter, Maltodextrin, Aromen, Salz, Gerstenmalz, Gewürze (Enthalten Senf), Farbstoffe (Betenrot, Zuckerkulör), Trockengemüse, Kirschsaft. Das sind schon eine ganze Menge Zutaten.

100 g haben einen Brennwert von 235 kcal. Das gesamte Steak von 300 g hat also 705 kcal. Im Vergleich dazu hat 100 g Rinder Flanksteak 146 kcal und somit deutlich weniger Kalorien. Selbst beim Fett liegt das pflanzliche Steak mit 9 g pro 100 g vor dem tierischen mit 6 g pro 100 g. Einzig beim Eiweiß kann Redefine Meat Beef Flank dem Körper mehr bieten als reines Rindfleisch. Mit 27 g Eiweiß pro 100 g liefert es genauso viel Hühnchen. Flanksteak hat 22 g Eiweiß pro 100 g.

Das Redefine Meat Beef Flank kommt in einer aufwendigen Verpackung daher. Ein Karton umhüllt das eingeschweißte “Fleisch”. Das sieht edel und fancy aus, assoziiert aber keine Lebensmittel. Auf dem Karton findet man Angaben zur Verarbeitung.

Haptik, Optik, Geruch

Packt man das “Fleisch” aus, fällt als erste die Größe und Form auf. Ein Rinder Flanksteak kennen wir als flaches und breiteres Stück. Dagegen ist das Redefine Meat Beef Flank ein kompakteres, dickeres Stück, das eher an leicht zusammengedrücktes Rinderfilet erinnert. Was aber sofort ins Auge sticht, sind die einzelnen Schichten des “Fleisch”, die vermutlich dem 3D Druck geschuldet sind. Denn dabei wird in einzelnen Schichten übereinander gedruckt.

Selbstverständlich musste ich als erstes am “Fleisch” riechen. Flanksteak vom Rind hat nicht wirklich einen eigenen Geruch. Im Grunde riecht es nach gar nichts. Das Redefine Meat Beef Flank hingegen hat einen Geruch. Erst habe ich überlegt, woran mich dieser Geruch erinnert. Dann fiel es mir ein! Es riecht wie abgepackte Brot-Scheiben aus dem Supermarkt. Hier lässt der Weizen grüßen. Hm, ok!

Die Haptik des pflanzlichen Steaks ist komplett gegenläufig zum bekannten Flanksteak, dass bei Druck nachgibt und anschließend in seine Ursprungsform zurückkehrt. Bei zu langer Garzeit wird das tierische Steak feste und zäh. Das Beef Flank hingegen ist kompakt, recht feste und gibt auf Druck gar nicht nach. Erst während oder nach dem Braten, bzw. Grillen gibt es auf Druck sanft nach. Damit habe ich so nicht gerechnet.

Auf der Verpackung findet sich folgender Hinweis: Das Produkt ist erst nach dem Braten oder Frittieren zum Verzehr geeignet. Hier stutze ich und frage mich warum. Pflanzliche Eiweiße, Wasser und Öle. Was sollte man davon nicht roh verzehren können? Also, let’s do it. Die erste dünne Scheibe schneide ich mir roh ab und probiere. Ich habe mit der ersten Tranche “Fleisch” aus dem 3D Drucker meines Lebens ordentlich was zu beißen. Es kaut sich recht zäh und feste. Geschmacklich kann ich noch gar nicht sagen wo die Reise geht. Wobei ich auch gegen alle “Vorschriften” handle und die Verpackungsangaben völlig ignoriere.

Das sagt die Bedienungsanleitung

Lesen wir mal weiter. Gegen die Faserrichtung in 3 cm dicke Stücke schneiden, großzügig mit Olivenöl einreiben. Die Stücke bei mittlerer Hitze in eine Pfanne legen und von jeder Seite 4-5 Minuten braten oder bis eine Kerntemperatur von 72°C erreicht ist. Hier habe ich zweimal nachgeschaut. 72°C! Steht dort wirklich. Damit verarbeitet man jedes Rinder Steak zur Schuhsohle. Aber nun gut! Wir halten uns daran. Timer gestellt und auf der ersten Seite 4,5 Minuten auf mittlerer Stufe gebraten. Umgedreht und… Upsi! Mehr Röstaromen als ich gerne gehabt hätte. Die zweite Seite habe ich dann nur noch 2,5 Minuten angebraten.

Großer Unterschied zum tierischen Steak, der Maillard Effekt deutlich schneller ein. Was auf der eine Seite für eine herrliche Kruste sorgt, erzeugt auf der anderen Seite aber ein ungewohntes Mundgefühl. Nach dem Braten fiel mir dann auf, dass das Redefine Meat Beef Flank viel schneller und weiter nachgart. Das erste Stück hatte am Ende eine Kerntemperatur von fast 80°C.

Neuer Plan! Herd Stufe 4 / 10 und 2,5 Minuten auf jeder Seite. Gesagt getan. Optisch sah das viel ansprechender und sehr gut aus. Einige Minuten Ruhe und das Beef Flank hatte eine Kerntemperatur von 52°C. Für mich perfekt beim Rindersteak. Doch die Verpackung sorgt fürs nächste Stirnrunzeln. Die gebratenen/gegrillten Stücke entlang der Faser in 0,5 – 1 cm starke Stücke schneiden. Mit der Faser geschnitten würde eine Rindersteak zum Kaugummi. Mir ist nicht klar, warum diese Angabe auf der Verpackung steht. Ob damit das Kaufgefühl verbessert werden soll? Vielleicht.

Wie schmeckt es?

Mit etwas Salz gewürzt kommen wir nun zur ersten richtigen Verkostung. Die kleineren, mit der Faser geschnitten Stücke erinnern im Biss wirklich an Fleisch. Auch an Flanksteak? Nein, eher nicht. Faserig ist es, aber es fehlt irgendwas. Geschmacklich kann man das Beef Meat über nicht mit einem Rinder Flanksteak vergleichen. Ein Medium rare gebratenes Steak hat ein volles Mundgefühl mit einer gewissen Saftigkeit. Hier ist der Unterschied doch recht deutlich. Das Redefine Beef Meat erinnert mich frappierend an Corned Beef. Der Geschmack ist ähnlich und auch die faserige Konsistenz.

Während Rindfleisch beim Braten oder Grillen den typischen, gräulichen Bratrand bekommt und eine Verfärbung beim Verarbeiten von tiefrot zu rosa stattfindet, ändert sich die Farbe beim pflanzlichen Steak gar nicht. Egal ob roh oder gebraten behält es seine satte, rötliche Farbe.

Deutlich punkten kann das Redefine Beef Meat bei der Kruste. Bei keinem Rindersteak hatte ich bisher so eine Kruste hinbekommen. Das war eine absolute Erfahrung und Neuland. Wenn man diese Kruste bei einem Rindersteak mit einer Kerntemperatur von 52°C hinbekommen würde, wäre man im Steakhimmel angekommen.

Kommen wir mal zum Preis. Für qualitativ hochwertiges Flanksteak zahlt man beim Metzger um die 35€/kg. Redefine Meat ruft da ganz andere Preis für ihr Beef Flank auf. Hier liegen wir bei einem Kilopreis 77,33 € bei Bosfood. Was ein Preisunterschied von 120% ausmacht. Das ist amtlich!

Fazit zu Redefine Meat Beef Flank

Das “Fleisch” aus dem 3D Drucker schmeckt nicht wie ein Flank Steak, aber wie schon erwähnt, nach Corned beef. Den Fleischgeschmack kann man ihm also nicht ganz absprechen. Der Biss ist ein anderer und kann mit einem Flank Steak nicht verglichen werden. Die Zubereitung ist anders als bei normalem Fleisch und das Produkt aus dem Drucker verhält sich beim Braten genau anders herum. Vor dem Braten ist es feste und kompakt, wird dann aber weicher. Eine Kruste wie beim Redefine Meat würde man sich beim Rinder Steak wünschen. Wer eine 1:1 Kopie aus pflanzlichen Zutaten erwartet, der wird enttäuscht.

Würde ich dieses gedruckte Beef Flank noch einmal kaufen? Ganz klar: Nein! Auch wenn ich die Sinnhaftigkeit außer Acht lassen wollte, schwingt diese unterschwellig bei mir immer mit. Persönlich möchte ich so gut wie eben möglich auf verarbeitete Lebensmittel verzichten. Die Zutatenliste, die sich eher wie ein Baukasten liest, ist beim Redefine Meat ellenlang und widerstrebt mir. Die Verpackung und Umverpackung für 300 g “Fleisch” sind enorm und somit für mich ebenfalls ein K.O.-Kriterium. Und letztlich auch der Preis. Wenn es dem Tier gut ging und ich hochwertige Ware bekomme, dann bin gerne bereit für ein Kilo Rindfleisch oder ein gutes Steak 77€/kg auszugeben. Gar keine Frage. Aber eben nicht für Fancy Proteine aus dem 3D Drucker. Da bleibe ich meiner Maxime “lieber weniger und dafür gutes Fleisch” treu und verzichte auf Redefine Meat. Doch möglicherweise wird gedrucktes Fleisch ein Teil unserer Nahrung der Zukunft sein.

Du interessierst dich für gesunde und leckere Lebensmittel? Dann schau dir unbedingt auch diesen Beitrag über Erfrischerling Kombucha an.

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