Vanille-Softeis

Es gibt Foodeindrücke, die vergisst man sein Leben lang nicht mehr. Softeis ist so einer bei mir. Erstens merke ich daran, dass ich alt bin und zweitens sind das Geschmäcker die man nie vergißt. Meine Softeis-Liebe begann zu einer Zeit, in der Walmart noch Wertkauf hieß. Das ist nun sicherlich 40 Jahre her, aber ich weiß es noch ganz genau. Und meine Augen strahlen bei dem Gedanken daran wie damals.

Im Eingang des besagten Walmarts in Dortmund, gab es einen kleinen Softeis-Stand. Auch die Marke ist mir noch sehr präsent. Lunamil hieß das Zauberwort. Stand ein Einkauf bei Walmart auf dem Programm, war mein erster Gedanke: Softeis! Mein großer Pluspunkt war, meine Mutter liebte das genauso wie ich und somit war es gar nicht notwendig zu quengeln. Es brauchte keine Show, kein Gemotze, keine Anstrengung, kein Gestampfe und nichts. “Läuft!” würde man heute sagen! Meiner Mama und mir war schon vor der Abfahrt klar, es gibt heute Softeis! Und so zogen wir mit großer Vorfreude in die Shopping-Schlacht. Die war das notwendige Übel und trennte mich von meinem Softeis-Waffel-Traum.

Schon beim Einmarsch in den Konsum-Olymp schlenderte ich an dem Stand vorbei und grüßte ihn innerlich mit “Bis gleich, Baby! Wir haben ein Date!” Das blöde war nur, in diesem riesigen Geschäft dauerte ein Einkauf gerne mal anderthalb Stunden. Was für ein Kind auf Eisentzug eine Ewigkeit werden kann. An den Kassen angekommen, galt mein Blick nur diesem Stand. Ich checkte die Lage! Wieviele Leute stehen dort? Ist genug Eis in der Maschine? Welches Topping gibt es heute? Das sind die elementaren Fragen eines 8-jährigen gewesen. Mit dem Bezahlen fertig, kam es vor, dass mein Vater versuchte die Familie zum anderen Ausgang zu lenken. Er war nicht etwa um die Figur seiner Frau und seines Sohnes bedacht, nein! Er war genervt! Immer wenn der Einkauf dort beendet war. Denn Softeis bedeutete für ihn, er muss warten bis wir aufgegessen haben. Denn Eis im Auto verteilen war keine Option für ihn.

Freudestrahlend fragte meine Mutter jedesmal “Wir essen aber noch ein Eis, oder?” und bog direkt nach links ab und nicht nach rechts zum Wunschausgang meines Vaters. Mit 8 Jahren war ich noch artig und wäre nie auf die Idee gekommen meiner Mutter zu widersprechen. Auf dem Weg zum Stand intensivierte ich meine Überlegungen. Schokolade? Erdbeere? Streusel? Warum ich überlegte, wenn ich am Ende sowieso immer Erdbeeren bestellte, weiß ich nicht mehr. Gehörte wohl zum Ritual.

Meine Mutter bestellte wie immer einmal Schokolade für sich und einmal Erdbeere für mich. So bekamen wir zwei Waffeln mit Softeis. Eine mit Schokoladenguss und eine mit einem Erdbeerguss. Das Zeug war warm und wurde dann auf dem Eis recht schnell feste. Bevor ich aber mein langersehntes Eis in Empfang nehmen konnte, musste meine Mutter immer einmal drumherum schlecken, um die ersten Tropfen zu beseitigen. Damit sich der Junge sich nicht so einsaut! Heute glaube ich ja, dass war nur ein Vorwand. Insgeheim stand sie wahrscheinlich auch auf meine Erdbeer-Wahl.

So schlenderten wir dann zum Auto. Zwischenzeitlich musste mein Vater alles einladen, den Einkaufswagen zurück bringen und durfte dann noch 10-15 Minuten genervt auf uns warten. Es gab dort noch ein Zoofachgeschäft und je nach dem wo geparkt wurde, sind wir dann mit dem Eis an deren Schaufenster vorbei gelaufen. Tiere gucken und Softeis futtern, Jackpot damals!

Heute ist meine Softeis-Liebe erloschen und das Feuer lodert nicht mehr so sehr. Doch ab und an muss ich in den Gasthof zur goldenen Möwe und ein McF****y essen. Dort eskaliere ich dann aber richtig. Mit Karamell-Sosse und Smarties.

Grund genug nun mein eigenes Softeis herzustellen. Wie das geht, verrate ich euch jetzt!